Japanische Gedichte – Tankas – Entstehungsphase 01 Quartal 2008
Das erste Mal verloren
Schlimm fühlt es sich an
Eine neue Erfahrung
Niederlagenschmerz
So hart wird es nie wieder
Gewöhnung lindert Qualen
Das aufgeflogene Geheimabkommen
Wenn ein Geheimnis
pralles Sonnenlicht erblickt,
wird es offenbar:
Schattenwelt weicht aus der Nacht
Papiere werden sichtbar
Asthmaanfall als Todesursache
Verlegt war das Spray
Atem geriet ins Stocken
Starkes Anschwellen
Innerliches Ersticken
Körper als eigener Feind
Der Zauberherkules
Magie und Muskeln
Schwarzer Umhang, Schultern breit
Tricks sind legendär
Seine Erscheinung bietet
einen neuen Ansatz an
Die Berge Montecitos
Hoch dem Meer getrotzt
Erhoben hat sich das Grün
bis zum Himmelblau
Das Gebirge der Schönheit
Exklusiv nur für Reiche
Die Spur der triangulierten IP-Adresse
Einmal umrundet
Ganz um die Erde herum
Vorbei an Grenzen
Die Internetfährte führt
rein ins Undurchsichtige
Primitiver barbarischer Vormensch?
War er wirklich dumm?
Zurückgeblieben, brutal?
Tumber Höhlenmensch?
Kampf gegen wilde Tiere
Ohne Strom, Wasser, Wärme
Französischer Unternehmergeist
Das geistig Schöne
Die höchste Form der Mode
Prunk- und Glanz-Segment
Ein Land definiert Luxus
auf exquisiteste Art
Einfach mit Hallo melden
Möglichkeiten der
Begrüßung sind vielfältig
in der Form und Zahl
Vielleicht ist schlichtester Gruß
der Passendste von allen
Demütigungen aus der Kindheit
Allzeit eingebrannt
Trauma in Kindesseele
Verstört für immer
Nichts wird davon vergessen
oder vergeben werden
Poolbesuch im Grandhotel
Die teuren Liegen
säumen das Luxus-Bassin
für edle Kreise
Eine kleine Gruppe schwimmt
so gern in ihrer Blase
Geheimversteck im Pariser Untergrund
Tiefer als U-Bahn
Mitten in verwinkelter
Kanalisation
Unerträglicher Gestank
ist der beste Schlupfwinkel
Die Feuerwehr ist da
Laute Sirene
Von Weitem angekündigt
Jeder kriegt es mit
Ihre Visitenkarte
ist der Schall und Akustik
Ein Ritus wird gestört
Die Zeremonie
hat ihren Zweck verloren,
dem Sinn so entraubt
Das Heilige liegt nieder
Höheres wird ausbleiben
Funkstille der Japaner
Im Kriegszeitpunkt ist
der Zweifel schnell gewachsen,
ob man siegen wird
Der Funk erklingt bald nicht mehr
Erstickte Stimmen leiden
Büffelherde im Schnee
Trotz Kälte ziehen
sie ihre Runden durch das
Territorium
Umhüllt von warmer Pelzhaut
kondensiert ihr Atem weiß
Von Pusteln überzogene Haut
Die Eiterberge
bohren sich erbarmungslos
durch Oberfläche
Stark gepeinigt vom Juckreiz
kratzen die Fingernägel
Das imposante Diamantenemblem
Auf der Plakette
Kunstvoll verziert eingraviert
Diamantumriss
Als würde ein wahrer Stein
dort auf der Mauer prangen
Der Geburtstag fällt aus
Ein Jahr älter sein
und das ganz ohne Feier
und den Geschenken
Keine Kerzen zum Pusten
oder Karten zu öffnen
Mäuse jagen Katzen
Raubtier sucht Beute,
besagt ein Naturgesetz:
Der Stärkere jagt!
Einer wird dann gefressen,
endet im Verdauungstrakt
Fall erledigt
Der Aktendeckel
fällt langsam auf die Seiten
und schließt die Mappe
Mörder läuft noch frei umher,
verschlossen sind die Augen
Mit gefakten Nachrichten
Er kommt damit durch,
weiß um seine Machtstellung,
kennt die Medien gut
Fernsehen ihm gewogen
Blätter unterstützen ihn
Ein ruinierter Ruf
Der Name im Dreck
Ungeniert lebt es sich nicht,
eher eingeschränkt
Wie lange wird sein Gesicht
damit in Verbindung sein?
Ein ernster Schwur
Sich selbst geschworen
Sein eigener Richter sein
Innere Bindung
Das Versprechen gilt nur ihm,
denn nur einer weiß davon
Rettung durchs Dach
Dem Brand entkommen
Hinaus durch kleine Luke
Auf den Dachziegeln
Der Rauch mag zwar aufsteigen,
doch von frischer Luft umweht
Ein stürmisches Rugbyspiel
Es klatscht der Regen
den Feldspielern ins Gesicht:
Schweiß-Wasser-Mischung
Zwei Mannschaften kämpfen hart
Das Wetter gegen alle
Nachtsichtgerät im Dunkeln
Als hätte man die
Sonne eingeschaltet, den
Tag zurückgebracht
Die Sicht ist wie am Mittag,
wenn das Licht in Blüte steht
Nicht hysterisch, sondern kalt
Kalte Luft in ihr
Sie zittert wie Espenlaub
Mit jedem Zug mehr
Ein Frostschock schüttelt sie durch
Kühle vibriert im Körper
Strom eines Blitzes
Megawattstunde
ergießt sich in Sekunde
vom Himmel herab
Natur-Elektrizität
lässt Elektronen fließen
Ein letzter Abstecher
Noch einmal sehen
Bevor der Tod ihn fortträgt
Sein Dorf der Kindheit
Das alte Geburtshäuschen
Die Schule an der Ecke
Zen-Meditation im Japanese Garden
Der Busch meditiert
Die Anordnung der Ruhe
Garten-Harmonie
Es fließt vom Strauch in den Bach
Von dort auf den Weg zum Baum
Verraten vom eigenen Nachwuchs
Der Sohn als Spion
Tochter ist Verräterin
Meldung vom Enkel
In der Angst-Atmosphäre
wird nun jeder denunziert
Ein Chaos an Düften in der Nase
Sie filtert so viel,
nimmt tausende Gerüche
ganz unbewusst auf
Vom Parfum bis zur Jauche
Welch Mischung entsteht da bloß?
Die Leiche des Mammons fehlt
Ihm nachzujagen,
nach dem Geld nur zu streben,
das Goldstück im Blick
Vergessen hat er eines:
Gesundheit ist wichtiger!
Schlägerei statt Tanzveranstaltung
Dort, wo das Tanzbein
geschwungen werden sollte,
fliegen die Fäuste
Gewalt regiert statt Freude
In letzter Zeit immer mehr
Die gestörte Anprobe
Die teuren Kleider
Mit Accessoires und Hüten
Der passende Schmuck
Atemlos platzt sie hinein:
Modezar ist verstorben!
Wer hat Angst vor dem Leben?
Die Angst zu sterben?
Die Furcht niemals zu leben?
Welche ist größer?
Nichts zu tun ist tragischer,
als ein endgültiger Schluss
Das goldene Sauerstoffgerät
Er atmete oft
mithilfe des Gerätes
reinen Sauerstoff
Erquickend für die Lungen
Kurze Zeit der Besserung
Eisenhanteln und Sand
Anerkennung gibt
es hier nur mit viel Muskeln,
freizügig gezeigt
Der Strandabschnitt wird besetzt
von breiten Bodybuildern
Die repetierende Maschinenpistole
Die Revierkämpfe
wurden stets ausgetragen
mit ihrer Hilfe
Einfach in der Bedienung
Verheerend in der Wirkung
Glassplitteraugen
Sie kann nur sehen,
was sie auch erblicken will,
gänzlich selektiv
Wie ein Spiegel reflektiert
sie alles, was ihr nicht passt
Bekannte vom Training
Gemeinsam gespielt
Flüchtig kennen sie sich nur
Teil einer Mannschaft
Zusammen abzusteigen
verbindet miteinander
Ein reicher Reitsportpark
Luxuriöser Trott
Gediegenes Gelände
Reiche reiten gern
Gras ist grüner, Luft reiner,
Himmel blauer und weiter
Anmaßende Menschen kennen kein Maß
Sie wollen zu viel
Unersättlich, unverschämt
Grenzenlos gierig
Plündernd ziehen sie durchs Land,
beuten Mensch und Umfeld aus
Eine Kupplerin in Pink
Vor der Online-Zeit
war nur sie der Heiratsmarkt,
gab Annoncen auf,
brachte Paare zusammen,
strich ihre Provision ein
Die Nachrichten von morgen schon heute
Was löst Nachricht aus?
Wie erfährt man dann davon?
Wer wählt sie denn aus?
Hinterzimmer-Meinungsbild
Von Wenigen für alle
Ex-Geheimdienst-Agenten suchen
Es lockt der Verdienst,
die Aufgabe von früher,
der Nervenkitzel
Wie in guter, alter Zeit
werden sie wieder gebraucht
Ihr heimlicher Schwarm
Für sich behalten
Niemandem etwas gesagt
Keiner weiß um ihn
Sie beobachtet leise,
schmachtet diskret verschwiegen
Ein quirliger Kunsthändler
Welch Tausendsassa
Hansdampf in allen Gassen
Kunst-Generalist
Umtriebig mischt er Szene
gehörig durcheinander
Firmeninterne Memos
Tausende Blätter
So viel Papier produziert
Welch eine Menge!
Wer hat sie denn gelesen?
Überhaupt mal angefasst?
Die verschiedenen Lebensphasen
Freuen wie ein Kind
Träume des Jugendlichen
Erwachsenenfrust
Dann Jahrzehnte der Arbeit
So traurig Abschied nehmen
Eine schreckliche Nachricht für den Verlag
Kostensteigerung
Leser werden weniger
Internet gewinnt
Wer schließt sich schon mit gutem
Buch in seinem Zimmer ein?
Er bleibt geschlagen
Himmel und Hölle
stark in Bewegung gesetzt
für diesen Tour-Sieg
Sein ärgster Konkurrent fuhr
mit dem Fahrrad stets davon
Verwandlung einer Schüchternen
Nicht zu erkennen
Das Mauerblümchen von einst
hat sich gewandelt
Früher still, stumm und ängstlich
Heute fidel, laut, vergnügt
Von allen gefeiert
Die Scheinwirklichkeit
lässt ihn zum Mythos werden:
Unantastbarer!
Die Menge klatscht und verehrt
Doch keiner kennt ihn wirklich
Es geht nicht nur um Geld
Mehr Besitztümer?
Gesteigerte Reichtümer?
Großes Vermögen?
Es geht um das Gewinnen,
immer der Erste zu sein
Der erhabene Kaiserpalast
Weiße Stockwerke
türmen sich aufeinander
Dachverschachtelung
Der mächtige Burggraben
hält Besucherblicke fern
San Francisco bleibt verschont
Kleines Erdbeben
Ankündigung für Zukunft?
Ausblick auf Schlimmes?
Weit weg von der Großstadt reißt
die Erde unmerklich auf…
Der Komodowaranen-Club
Unten im Keller,
da halten sie die Tiere
in den Käfigen
Seltene Exemplare
ähneln Dinosauriern
Verbindungen nach Panama City
Briefkastenfirma
in Mittelamerika
verwischt ihre Spur
Berühmte Namen treffen
auf ziemlich viele Gelder
Die Vorteile eines kugelsicheren Autos
Im Falle einer
Schießerei bleibt man ganz ruhig
und fühlt sich sicher
Ein rollender Glaspanzer
von dem Kugeln abprallen
Bilanz des Plutoniums
Schrecken für Menschheit
Massenvernichtungswaffe
Der Zerstörungspilz
Es kann die Erde an den
Rand der Auslöschung bringen
Die Schöpfung des gewissenlosen Kriminellen
Sein Werk ist vollbracht:
Er hat ausgeraubt, verletzt,
brutal getötet
Die Rückschau ist fürchterlich
Er hat Chaos gestiftet
Die weiße Witwe
Schnell abgelegt den
pechschwarzen Trauerschleier,
der Antlitz verhüllt
Ihr wahres Gesicht trägt sie
ganz ungeniert zu Tage
Eine Waffe auf zwei Beinen
Der schwarze Gürtel
Abgehärtete Knöchel
Schienbeine aus Stahl
Schneller als eine Kugel
Tödlicher als jede Axt
Die abgewischte Hülse
Man sollte hierauf
keine Fingerabdrücke
nachweisen können
Weshalb sie dann am Tatort
akkurat zurücklassen?
Von achtunddreißig Cent auf einen Euro
Die Sparsamkeit soll
die wichtigste Tugend sein?
Vermögensaufbau?
Trotz all der Mühen werden
es nur kleine Beträge
Eine tiefe Meditation im Gefängnis
Körper eingesperrt
Ganz umgeben von Gittern
Hinter Stahlmauern
Nur die Seele ist noch frei,
verlässt den Raum und die Zeit
Der Wellenreiter-Strand
Sie versammeln sich
im Wasser auf den Wogen
schon sehr früh morgens
Die Naturgewalt soll nun
herausgefordert werden
Die korrupten Stadion-Angestellten
Ticket-Schwarzverkauf
Unter der Hand anbieten
Gehalt aufbessern
Im kleinen Rahmen sind sie
so wie die Funktionäre
Die Hethiter rücken an
Der Einfall in das
alte ägyptische Reich
markiert die Zäsur
Pharaonen sehen aus
ihren Gräbern machtlos zu
Schornsteine qualmen
Der stetige Rauch
entsteigt aus dem Schloten-Meer
hinauf in die Luft
Rauchschwaden vereinigen
sich zu einem Ozean
Wunder der kalten Dusche
Eiseskälte wirkt
so revitalisierend
für Körper und Geist
Nach dem Schockzustand folgt das
Hochgefühl der Erleuchtung
Weggelegt und gut kaschiert
Den Abschiedsbrief hat
sie sorgsam im Sekretär
verschwinden lassen
Das Versteck kennt sie allein,
holt ihn jedoch nie hervor
Instinktives Mitleid
Sie hört ihm gut zu,
sieht die Wahrheit buchstäblich
plötzlich aufschimmern
In Wut liegt Hilflosigkeit
Mit Erbarmen begegnend
Unanständige Hotelgäste
Belästigungen
Pöbeleien an der Bar
Schreie im Aufzug
Sie führen sich auf, als ob
ihnen das Hotel gehört
Was ist denn da drin los?
Sie kommt nicht mehr raus,
lebt nur in ihrem Zimmer,
man sieht sie gar nicht
Das Leben hat ihr einen
großen Schlag mitgegeben
Mit China gegen einen internationalen Terroristen
Eigentlich Gegner
Heute mal Verbündeter
Pragmatik-Kalkül
Die Verbrechensbekämpfung
bringt neue Allianzen
Der lange Weg auf den Leuchtturm
Gewundener Pfad
steinerner Wendeltreppe
schraubt sich nach oben
Man glaubt im Kreis zu laufen
Endlos scheint das Ziel entfernt
Eine Blitzrenovierung
In kurzer Zeit schon
strahlt die neue Tapete
die Besucher an
Schnell kam die Veränderung
Manch einer sah nichts kommen
Lange, schwarze Hüte
Rund um den Kessel
haben alle Hexen sich
heimlich versammelt
Verschwiegenes Nachttreffen
mit verborgenen Kräften
Pfeile aufs Ufer
Mitten auf dem Fluss
Links und rechts dichter Dschungel
Rufe aus dem Wald
Vereinzelt fliegen Pfeile
auf das schmale Boot herab
Der Tipp der Schwester
Nicht hineinsteigern
Die Dinge laufen lassen
Auf Ruhe setzen
Sich selbst nicht zu ernst nehmen
Sorgen werden wegziehen
Bekannte Hotelketten
Die Straße protzt nur
vor teuren Unterkünften,
unbezahlbar schön
Reiche genießen Urlaub
Der Rest staunt und geht weiter
Ein einsames Haus in den Bergen
Schales Licht scheint leicht
Gardinen vor den Fenstern
Qualm steigt aus Kamin
Bewohnt doch abgeschnitten
Isoliert in der Höhe
Ein Maschinist muss her
Fällt der Motor aus
auf dem weiten Ozean
liegt es an Einem
Arbeit eines Einzigen
rettet die ganze Mannschaft
Die Fernsehvorverurteilung
Bevor ein Gericht
Entscheidung fällen konnte
hat das Fernsehen
dies seit langem schon getan:
Anklage und Richterspruch!
Ins Schwärmen geraten
Völlig im Abseits
In Tagträumen versunken
Nach Utopia
Er romantisiert so gern,
idealisiert täglich
Die Kandidatenauswahl
Wer wird Präsident?
Milliardäre entscheiden
mit ihrem Reichtum
Eine Minderheit legt fest,
wen die Mehrheit wählen darf
Ein Fort aus Zaunlatten
Hastig errichtet
Gegen die Überfälle
Provisorium
Dahinter patrouillieren
die ängstlichen Gesichter
Rücksitz voller Aktenkartons
Andere fahren
zu schönen Urlaubsorten,
sie zum Arbeitsplatz
Aktenstudium beginnt
und endet in tiefer Nacht
Kokain war gestern
Die Chemie betritt
die teuflische Bühne der
Drogenherstellung
Mixtur der Elemente
verspricht den besseren Rausch
Der Auftrag zur Befreiung
In der Nacht erteilt
Der Befehl zur Erstürmung
Hinter den Reihen
Das Himmelfahrtskommando
bringt die Freiheit für den Tod
Die Hörner der Macht
Wikingerkönig
zieht den dunklen Kriegshelm an
Zeichen des Schreckens
In der Halle wirkt er wie
ein Teufel aus der Hölle
Das Land der aufgehenden Sonne
Schon auf der Flagge
sieht man den Morgen kommen:
Gestirn erhebt sich!
Die ersten Sonnenstrahlen
treffen den Planeten hier
Die Rückkehr des Absolutismus?
Sehr schlechte Führung
Ein nichtsnutziger König
Fehlentscheidungen
Keine Richtung erkennbar
Wille des Volkes zählt nicht
Das genügt!
Wer bedient ist, der
will keine Bedienung mehr,
ist mehr als nur satt
Derjenige hat genug,
sucht bestimmt keinen Nachschlag!
Willy braucht einen Smoking
Erster Ballabend
Edler Auftritt in Schwarz-Weiß
Welch Pracht-Erscheinung!
Er hat sich mit der Kleidung
ein neues Image gekauft
Ende
© 2023 Stefan Bachmann https://www.japanische-gedichte.de